Hotzenwaldelche auf Reisen – eine Zusammenfassung von 6 Monaten auf der Südhalbkugel
12 05 2012Am 28. März sind wir wieder nach Deutschland zurückgekommen, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits waren wir traurig, dass die wahnsinnig aufregende und spannende Reisezeit jetzt erst einmal vorbei war, andererseits waren wir froh, auch wieder zurück in funktionierenden Verhältnissen und bei Freunden und Familien zu sein. Vielleicht ist das auch das Wichtigste, was man von so einer weiten Reise mitbringen kann: die Erkenntnis, dass es woanders zwar wunderschön und exotisch sein kann, aber dass wir unglaublich privilegiert sind, im sicheren und wohlhabenden Mitteleuropa zu leben. Wir wurden natürlich oft gefragt, wo es uns denn am Besten gefallen hat; das ist sehr schwer zu beantworten, weil es überall Sachen gab, die uns besonders gut oder auch etwas weniger gefallen haben. Vielleicht ist es jetzt Zeit, eine Art Resumee zu jedem Land, das wir besucht haben, zu schreiben.
1. Singapur: war eigentlich nur eine Art Zwischenstation zum Akklimatisieren. Es ist eine lebendige Mischung aus traditionell asiatischem und modernem westlichen Lebensstil – wobei letzteres eher überwiegt. Das Wetter war durchwachsen mit Regen und wenig Sonne, die meisten Leute nüchtern geschäftlich mit für Asien hervorragenden Englischkenntnissen. Es ist eine moderne Großstadt mit sehr guter Infrastruktur und einigen Attraktionen – gut für einen Zwischenstopp, aber nicht extra eine Reise wert.
2. Nordaustralien: Der Norden mit Kakadu-Nationalpark und Cairns war unsere erste Begegnung mit dem fünften Kontinent. Es war auch unsere erste Fahrt mit einem gemieteten Camper, und das war eine sehr gute Erfahrung. Ebenso die erste Begegnung mit exotischen wilden Tieren wie Kängurus, Kakadus und Krokodilen. Die Regenwälder, Schluchten und das großartige Great Barrier Reef sorgten für eindrucksvolle Naturerlebnisse. Es war die wärmste Zeit unseres Urlaubs mit relativ wenig Regen und für uns der schönste Teil von Australien. Der missionarische Eifer, überall demonstrativ Tabak und Alkohol zu verteufeln, sowie das sehr hohe Preisniveau fielen eher negativ auf.
3. Australiens Ostküste: Die Landschaft war hier abwechslungsreich, wenn auch nicht spektakulär. Es gab recht viele Tiere zu sehen und die allermeisten Menschen waren sehr herzlich und hilfsbereit. Leider sind sie nicht immer ganz einfach zu verstehen, und sie geben sich auch keine besondere Mühe, deutlich zu sprechen. Die Infrastruktur ist hervorragend, fast schon wie in Europa. Leider war auch das Wetter so, denn es hat sehr viel geregnet und war ziemlich kalt, ganz anders, als man es in Australien erwartet. Die Preise waren ebenfalls sehr hoch, aber am meisten störte eigentlich, dass man nach 18 Uhr keinen Campingplatz mehr bekommt und die allgemeine Nachtruhe etwa um 20 Uhr beginnt – vielleicht von Brisbane und Sydney abgesehen.
4. Neu-Kaledonien: eine andere Welt, teils französisch, teils polynesisch, sehr ursprünglich. Es gibt nur wenig touristische Infrastruktur, entsprechend mager sind auch die örtlichen Fremdsprachenkenntnisse, d.h. ohne Französisch kommt man nicht sehr weit. Dafür hatten wir auf Ile des Pins die schönsten Strände unserer Reise. Dazu viele Palmen, bunte Fischchen und einige Relikte aus der Kolonialzeit. Das Wetter war relativ gut, es gab nur etwa 3 Regentage. Es war sehr schön zum Ausspannen, aber länger als 1-2 Wochen muss man hier nicht bleiben.
5. Neuseeland: war sicher das abwechslungsreichste Land unserer Reise. Es gab hier alle Klimazonen auf engstem Raum: von alpinen Gletscherwelten über Fjordlandschaften, Mittelgebirge, fruchtbare Ebenen, Vulkanlandschaften, mediterrane Küsten, tropische Sandstrände, Regenwälder und aride Sandwüsten. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit, wenn auch eine Spur reservierter als in Australien, was aber auch angenehm sein kann. Von der Tierwelt war Neuseeland nicht so spannend, außer Schafen gab es nicht viele Tiere. Wettertechnisch war Neuseeland leider der Tiefpunkt unserer Reise, wir hatten in den 3 Wochen gerade mal 4 Tage ohne Regen.
6. Gesellschaftsinseln: auch diese waren anders als erwartet, und ebenso unterschiedlich. Das Gemeinsame war das französisch-polynesische Flair. Es war internationaler und touristischer als Neu-Kaledonien, dafür aber auch recht teuer. Tahiti hatte nichts vom lieblichen romantischen Südseeparadies, das vielleicht in der Vorstellung existiert. Es glich eher einer heruntergekommen französischen Provinz, was durch den Regen noch unterstrichen wurde. Ganz anders Moorea: hier gibt es nette ursprüngliche Ortschaften, einige schöne Strände mit toller Unterwasserwelt am Riff und eine dramatische Landschaft. Bora-Bora schließlich ist die weltbekannte Touristenattraktion mit entsprechender Infrastruktur und Preisen. Es gibt deshalb auch einige Ruinen von aufgegebenen Resorts, aber ansonsten ist die Insel mit den Motus, der Lagune und der wilden Landschaft einfach grandios.
7. Südafrika: ist ein wunderschönes, abwechslungsreiches, aber auch gegensätzliches Land. Es gibt nette, relativ alte und moderne Städte, die Reichtum ausstrahlen und modernste Infrastruktur besitzen. Dagegen sind viele von bitterarmen Townships umgeben, in denen es teilweise keinen Strom und Wasser gibt. Diese starken Gegensätze führen zu einem überbordenden Schutzbedürfnis, das überall offensiv demonstriert wird und was auf unvorbereitete Besucher ziemlich bedrückend wirkt. Man trifft unterschiedlichste Kulturformen und Menschen, die – unabhängig von der Hautfarbe – überwiegend sehr freundlich sind und auch sehr deutlich Englisch sprechen. Besonders schön war natürlich auch der Besuch von Freunden und Verwandten. Das Wetter war relativ gut, die Landschaften großartig und vielfältig und die Tierwelt war einfach überwältigend. Allein die Tierparks sind schon einen Besuch wert und die Begegnung mit den wilden Tieren unglaublich beeindruckend.
8. Namibia: ist wie Südafrika, nur noch extremer. Wilde Landschaften, dramatische Sonnenuntergänge, riesige Herden von wilden Tieren sind wahnsinnig beeindruckend. Wir sahen eine bunte Mischung von sehr unterschiedlichen Volksgruppen wie Himba, Herero und auch verschiedenen Weißen. Hier waren für uns besonders die deutschsprachigen Namibier interessant, wie auch deutsche Stadtbilder, Schilder und sonstige Hinterlassenschaften aus Kolonial- und Besiedlungszeit, die so gar nicht in diese Gegend zu passen schienen. Andererseits sahen wir auch in Namibia die größte Inkompetenz, sobald man es mit staatlichen Stellen zu tun hatte. Das Wetter war für namibische Verhältnisse sehr feucht, aber wir sind ja dummerweise auch mitten in der Regenzeit dort herumgereist. Das Essen war meistens sehr billig und die Preise im Allgemeinen recht moderat. Alles in allem war es mit knappem Vorsprung wohl das schönste Land, das wir bereist hatten.
9. Madagaskar: war wieder eine völlig andere Welt. Man fühlt sich sofort 40 Jahre in der Zeit zurückkatapultiert, sobald man die Insel betritt. Den ersten Eindruck geben alle die Autos, die in den 60er und 70er Jahren in Europa herumgefahren sind – wie im Museum. Die ganze Insel wirkt ziemlich ursprünglich, es gibt kaum Tourismus und eben auch keine entsprechende Infrastruktur. Die Kultur wirkt französisch wie auch die verfallenden Kolonialbauten, die dem ganzen Land einen morbiden Charme verleihen; Französisch ist auch die einzige Fremdsprache, die die lokale Bevölkerung weitgehend versteht. Die Tier- und Pflanzenwelt ist ganz eigen, die Lemuren und Chamäleons sieht man sonst nirgendwo. Zum Abschluss hatten wir zum Glück noch einmal eine ganze Woche herrliches Wetter.
Vielleicht noch ein paar Worte zur Statistik: Wir haben etwa 26 000 Fotos gemacht, sind 75 000 km geflogen und 26 500 km mit dem Auto herumgefahren. Wir haben 7 Videos auf Youtube hochgeladen (http://www.youtube.com/user/Hotzenwaldelch?feature=watch), 81 Blogs geschrieben und 163 Kommentare erhalten – danke an alle! Unsere Zusatzversicherung hat sich gelohnt, sie hat den Schaden am Auto im Etoshapark voll ersetzt. Inzwischen haben wir uns wieder viel zu schnell eingewöhnt und befinden uns mitten im Alltagstrott. Aber wir haben den Urlaub unseres Lebens gemacht und können noch lange von den Bildern, Erinnerungen und Erfahrungen zehren.
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