Von den wilden Tieren zur wilden Küste

20 01 2012

Eigentlich wollten wir nach dem Elefantenpark in Grahamstown übernachten, aber weil wir da nichts so richtig Überzeugendes gefunden hatten, haben wir uns spontan für Kenton on Sea entschieden. Das ist ein Badeort zwischen zwei Flussmündungen mit kleinen Stränden, Dünen und bizarren Felsen. Am Morgen lag erst einmal Nebel über dem Strand, der eine geheimnisvolle Atmosphäre verbreitete.

KentonOnSea KentonStrand

Das nächste Etappenziel war Port St. Johns an der Wild Coast. Wie der Name schon sagt, ist sie sehr wild mit vielen steilen, schroffen Klippen, und kleinen Stränden und Flussmündungen dazwischen. Hier sind auch viele Schiffe gestrandet, unter anderem die Grosvenor, die den persischen Pfauenthron an Bord gehabt haben soll und jetzt noch viele Schatzsucher anzieht. Das Straßenbild und die Landschaft ändern sich zusehend. Es wird hügeliger – auch im Kleinen, man sieht jetzt viele Termitenhügel. Wir machten dann in Kidd’s Beach Mittag, das die Wild Coast schon erahnen lässt: es war sehr windig und gab eine so starke Brandung, dass man nur in einem abgetrennten betonierten Becken baden konnte.

TermitenTranskei2 KiddsBeach2

Das ganze Land wird jetzt zunehmend „afrikanischer“, was sich vor allem in den Siedlungen und Menschen zeigt. Im Western Cape gab es Städte mit scharf davon abgegrenzten Townships nebenan. Hier gibt es eine viel offenere Siedlungsform mit oft gleichfarbigen Hüttengruppen, die oft aus einer strohgedeckt Rundhütte (Rondavel) und etwa zwei kleinen Flachdachhäusern besteht. Diese Einheiten sind über die ganze Landschaft verstreut und verdichten sich in Richtung der Städte.

HäuserTranskei1 HäuserTranskei6

Man sieht jetzt auch fast ausschließlich Schwarze; das Leben spielt sich viel mehr an der Straße ab. Viele sitzen oder stehen am Straßenrand, trampen, wandern, verkaufen Obst, oder schauen einfach nur dem Verkehr zu.

Kopftransport1 Strasse-PortStJohn1

In den Städten ist das Leben sehr wuselig. Ein Stand ist neben dem anderen, wo alles Mögliche verkauft wird, dazwischen Supermärkte, überall drängen sich Menschen, palavern, feilschen, lachen – alles mitten auf der Straße. Manche Frauen tragen ihre Einkäufe auf dem Kopf und/oder ihr Baby auf dem Rücken häufig tragen sie sehr schöne, bunte Kleider.

Stadtleben1 Stadtleben2

Kopftransport3 PortStJohns2

Das kommt jetzt schon der europäischen Vorstellung von Afrika viel näher; dieser recht abrupte Wechsel hat auch historische Gründe, weil sich hier bis zum Regierungswechsel 1994 das Homeland Transkei befand; es war ausschließlich von Schwarzen bewohnt, die in einer Art Reservat eine begrenzte Autonomie hatten, und dann z.B. nach East London zum Arbeiten gingen. Von der Hauptstraße N2 zweigen Stichstraßen zur Wild Coast ab, wir nahmen eine davon nach Port St. Johns. Sie verläuft durch einen steilen Canyon, an deren Ende dann der quirlige Ort liegt. Es ist etwas seltsam, dass es in dem ganzen Ort nur eine Handvoll Weiße gibt und man jetzt selbst ein Exot ist.

PortStJohns1 Strasse-PortStJohn3

Wir machten noch einen Ausflug auf einer Nebenstraße zu einem Ferienresort; hier waren wir jetzt auf völlig ländlichem Gebiet, die Straße war voller Schlaglöcher, es standen immer wieder Ziegen, Esel, Rinder herum; einmal mussten wir eine ganze Viehherde überholen. Das Schönste waren aber die Kinder, die dann schon von weitem riefen: „Sweet, sweet“. Leider hatten wir keine Süßigkeiten dabei, aber hatten beschlossen, bei nächster Gelegenheit welche zu kaufen. Immerhin reichte es manchmal zu einer kleinen Konversation und sie stellten sich auch bereitwillig für ein Foto auf.

Schwarze3 Schwarze1



Auf Großwildfotojagd im Addo Elephant NP

18 01 2012

Den größten der Big5 hatten wir in Kragga-Kamma nicht gesehen, deshalb war unser nächstes Ziel der Addo Elephant NP. In Port Elisabeth machten wir Mittagspause im Donkin Park neben dem Leuchtturm bei schönem Blick über Stadt und Hafen. Im Addo NP haben wir leider keine bezahlbare Unterkunft mehr bekommen – das Gorah Elephant Camp hätte noch etwas frei gehabt für 450 Euro pro Person. Es gibt aber viele B&B in der Umgebung des Camps, wir hatten uns das Lupus Den ausgesucht.

PortElisabeth LupusDen

Es ist ein englisches Landhaus in einer Zitrusplantage und wir waren zu einem Zehntel des Preises sehr stilvoll inklusive 3-Gänge Menu untergebracht. Obwohl nicht allzuweit von Port Elisabeth entfernt, ist die Gegend sehr ländlich; wir staunten aber dann doch, als wir im nächsten „Supermarkt“ unsere Vorräte auffüllten: der gesamte Verkaufsraum war vergittert; man hatte das Gefühl, man ist bei der Essensausgabe im Gefängnis.

Supermarkt-aussen Supermarkt-innen

Voller Erwartung passierten wir das Eingangstor des Addo NP, das schon von zwei Elefantenschädeln geschmückt war. Der Park ist ursprünglich als letzte Zufluchtsstätte der Kapelefanten entstanden, die eigentlich bis in die 1920er Jahre ausgerottet werden sollten, weil sie immer die Plantagen zerstörten. Kurz vor der endgültigen Ausrottung besann man sich dann anders, aber die überlebenden Elefanten waren not amused und etwas nachtragend. Sie – und sogar ihre Nachkommen – waren lange Zeit sehr aggressiv, sie haben eben ein Elefantengedächtnis. Wir waren den ersten halben Tag ein bisschen enttäuscht, weil wir nur einmal einen einzigen Elefanten aus großer Entfernung gesehen hatten; vieleicht waren sie ja immer noch beleidigt…

Addo-Eingang Addo-ElefantKlein

Wir konnten auch hier im ganzen Park im eigenen Auto herumfahren, ein Teil der Pisten war sogar asphaltiert. Außer an einigen Aussichtspunkten durfte man das Auto nicht verlassen. Hier wurde dann auch immer schärfstens vor den freilaufenden Löwen gewarnt, denen wir aber bisher nie begegnet sind. (Das steht aber auch noch auf dem Plan). Dass aber eine gewisse Gefahr besteht, zeigt sich an Knochenresten am Wegesrand, wo sich ein Löwe wohl auch mal ein Kudusteak gegönnt hatte.

Addo-AchtungLions Addo-Kudusteak

Bevor der Kudu zum Steak wird, sieht er übrigens so aus wie unten; wir waren um die Mittagszeit an den Wasserlöchern sahen vor allem Warzenschweine und Zebras, neben den üblichen Vögeln. Wir passierten interessante Verwitterungsformen, aber von Elefanten war noch nicht allzuviel zu sehen.

Addo-Kudu Addo-RoterFels

Ihre Hinterlassenschaften, konnte man allerdings überall auf den Wegen und Straßen sehen. Sie scheinen auch anderen Tieren zu munden, z.B. den Schmetterlingen. Besonders geschützt ist im Park übrigens der Pillendreherkäfer, der aus dem Elefantendung seine Kugeln dreht.

Addo-Elefantendung Addo-Pillendreher

Aber schließlich bekamen wir doch noch die volle Elefantendröhnung ab: Als wir an das Harpoor Wasserloch kamen, sahen wir gerade eine Herde von mindestens 50 Elefanten abziehen. Diesmal konnten wir sie auch von Näherem betrachten.

Addo-Herde Addo-ElefantenHarpoor

Am nächsten Hidepoint, einem Zaun mit Löchern zur Tierbeobachtung am Wasserloch, versammelten sich auch drei Elefanten. Sabine sah interessiert zu.

Addo-Zaungast Addo-ElefantenImZaun

Am Schluss gegen 16 Uhr sahen wir sogar noch einige Elefanten, die direkt vor uns die Straße überquerten. Das ist schon ehrfurchtgebietend. Wir haben diesmal auch vorsichtshalber den Motor laufen lassen, falls es sich ein Elefant anders überlegt.

Addo-ElefantStrasse Addo-ZebrasDuene

Was hinter den Zebras übrigens wie schneebedeckte Berge aussieht, sind die Dünen am Meer. Wir sind 70 km durch den Addo NP gefahren und fast wieder an der Küste herausgekommen.



Kragga-Kamma: Frühstück mit Zebra

17 01 2012

Einer unserer Hauptgründe für Südafrika war ja, dass wir die vielen schönen exotischen Tiere live in ihrer natürlichen Umgebung sehen wollten. Das wurde jetzt auch wirklich mal Zeit. Da wilde Tiere auch hier nicht so einfach durch die Städte spazieren, mussten wir dazu in ein Reservat gehen; wir entschieden uns für das Kragga Kamma Game Reserve mit Übernachtung im Park. Wir sind am Nachmittag dort angekommen, am Eingang erwartete uns neben dem Wächter auch ein Strauß. Wir haben dann erstmal unsere Hütte bezogen, mit der Ermahnung, diese wegen der wilden Tiere in der Nacht nicht zu verlassen.

KK-Eingang KK-Huette

Die Zeit für Tierbeobachtung war gut, am Spätnachmittag zeigen sich die Tiere gerne. Man kann mit dem eigenen Auto über 15 km Sandpiste durch den Park fahren; Kragga-Kamma ist ein relativ kleines game reserve, wie der Afrikaner sagt. Gleich als erstes hatten wir schon eine Hauptattraktion des Parks gesehen, direkt vor uns trottete ein Breitmaulnashorn über die Straße. Eigentlich war es gar kein richtiges Nashorn mehr, weil ihm selbiges aus Angst vor Wilderern abgesägt wurde. Das erhöht die Lebenserwartung des Nashorns erheblich.

KK-Rhino KK-Rhinogross

Auf der weiteren Fahrt sahen wir schon recht viele der größeren Tiere, die man bei uns nur aus dem Zoo kennt: Zebras, Giraffen, Impala-Antilopen, Warzenschweine, Bontebok. Gerade von den Antilopen haben wir noch mehr gesehen, wie Springbock, Wasserbock, Nayalas, Bushbock. Laut Plan sollte es noch eine ganze Reihe anderer Antilopen geben, aber entweder haben wir die nicht gesehen, oder – was wahrschinlicher ist – wir konnten sie nicht unterscheiden.

KK-Zebra KK-Giraffen

KK-Zebras KK-Impala

KK-Warzenschwein KK-Bontebok

Es gab sogar einige Geparden, die allerdings in einem Gehege untergebracht sind. Andernfalls gäbe es sonst bald keine Antilopen mehr…

KK-Gepard

Um 6 Uhr wurden die Tore geschlossen, und wir (es gab keine anderen Gäste) waren mit den wilden Tieren allein im Park. Sabine ist es da schon etwas unheimlich geworden. Es gab natürlich auch kein Restaurant, deshalb haben wir ein zünftiges Braai veranstaltet und in den Abend hineingevespert.

KK-Braai KK-Abend

Die Nacht brachte dann jede Menge neue Geräusche mit sich, vom Knarzen der nahen Hängebrücke bis zum Abrupfen und Kauen des Grases. Als wir dann am nächsten Morgen auf unserer kleinen Terrasse gefrühstückt haben, hat dann auch tatsächlich eine Gruppe Zebras um die Ecke geschaut, um selbst zu frühstücken.



Tsitsikamma – der Ort mit dem vielen Wasser

15 01 2012

Hinter Knysna beginnt der Tsitsikamma NP, was in etwa „der Ort mit dem vielen Wasser“ heißt. Er ist jetzt Teil des Garden Route NP und bildet auch den Abschluss der bekannten Panoramastraße. Wir fuhren zunächst zum Nature Valley, wo sich der Fluss durch den dichten Urwald windet und dann in einem weiten menschenleeren Strand mündet.

Valley-Nature Valley-NatureOben

Wir wollten dann im Nationalpark im Storms River Rest Camp übernachten. Nach drei vergeblichen Versuchen, eine Unterkunft über das Online-Formular zu buchen und weiteren zwei mails, auf die überhaupt keine Reaktion erfolgte, fuhren wir einfach auf gut Glück hin. Unsere gebuchten Unterkünfte waren schon vergeben, aber wir bekamen noch eine urige Forest Hut. Es gibt hier noch verschiedene Chalets und eine schönen Campingplatz, sowie einen Swimming Pool, weil man an der wilden Küste nicht baden kann.

Tsitsikamma-ForestHut Tsitsikamma-SwimmingPool

Im eigentlichen Rest Camp ist ein Geschäft und ein Restaurant; das ist die einzige Vepflegungsmöglichkeit in dieser Gegend und Hansjörg gönnte sich ein Kudu Steak (Sabine begnügte sich wie meistens mit etwas Grünzeug – leckerer Gemüpsespieß :-)!). Hier gingen auch die meisten Wanderwege los, unter anderem der bekannte 5-tägige Otter Trail. Wir beließen es bei einer einstündigen Wanderung über die Storms River Mündung und kletterten über eine Hängebrücke zu einem Aussichtspunkt.

Tsitsikamma-Center Tsitsikamma-HäneBrücke

Am Abend bekamen wir das erste mal in Südafrika ein paar vorsichtige Regentropfen ab – wir hatten schon langsam an unseren Regenmacherkünsten gezweifelt. In Australien/Neuseeland wäre das aber trotzdem als trockener Tag durchgegangen. Aber diese Gegend ist tatsächlich eine der feuchtesten in ganz Südafrika, daher kommt ja auch der Name. Wir machten jetzt auch wieder Bekanntschaft mit einigen neuen Tieren: die Dassies oder Klippschliefer rennen hier überall über die Wiesen und Klippen. Sie sehen aus wie große Hamster oder kleine Murmeltiere und sind auch nicht besonders ängstlich. Bei den Forest Huts haben wir dann auch noch ein Äffchen gesehen, das in den Mülleimern etwas Essbares gesucht hat.

Tsitsikamma-Dazzie Tsitsikamma-FH-Affe

Am nächsten Morgen machten wir dann eine Wanderung zu den Tsitsikamma Fällen, die auch schon einen Teil der ersten Etappe des Otter Trails darstellt. Gleich am Anfang sahen wir schon eine Bushbock, der bei uns als Reh durchgehen würde. Die Küste hier ist außerordentlich wild und die Brandung ist gewaltig.

Tsitsikamma-Bushbock Tsitsikamma-Brandung

Anfangs sind uns noch Leute mit Flip-Flops begegnet, aber nach dem ersten Kilometer war kein Durchkommen mehr damit. Der Hinweg ging direkt an der Küste entlang und man musste über viele Felsen klettern. Nach zwei Stunden hatten wir die Fälle erreicht, an denen die richtigen Otter Trailer ihr erstes Bad nehmen.

Tsitsikamma-Ottertrail Tsitsikamma-Wasserfall

Der Rückweg ging dann durch den Urwald, der zwar steil war, aber angenehm zum Laufen. Mitten im Wald tat sich eine kleine Lichtung auf, in der ein Seerosenteich lag. Kurz darauf war aus einem Busch ein kräftiges Zwitschern zu hören. In der Erwartung ein paar schöne bunte Vögel zu sehen, blieb ich ruhig stehen um sie zu suchen, und da sah ich auch den Grund der Aufregung: eine Schlange bewegte sich auf zwei graue Vögel zu! Sie war giftgrün mit modischem Streifenmuster, mindestens einen Meter lang und glitt schnell durch das Gebüsch. Wir haben später in einem Schlangenführer gesucht, konnten aber nichts Passendes finden. Zwischen Baumschlange und grüner Mamba kann es alles sein (alle sehr giftig); vielleicht ist unter den geschätzten Bloglesern ja ein Serpentologe, der weiterhelfen kann?!

Tsitsikamma-Seerosen Tsitsikamma-Schlange

Nach diesem Aktivtag haben wir uns etwas Ruhe gegönnt und uns eine standesgemäße Unterkunft in Jeffrey’s Bay gesucht, ein beliebter Urlaubs- und Surfort am Ende der Garden Route. Dirkies Dream ist ein phantastisches Appartment direkt am Meer, unendlich biel Platz, voll eingerichtet mit Küche, Terrasse und Feuerstelle – und das ganze für gerade mal 60 Euro am Tag.

DirkiesDream JeffreyBay-Strand

Hier haben wir unseren ersten Braai gemacht, wie die Afrikaaner ihren Grillabend nennen. Der Tag mit Faulenzen und Strandspaziergängen tat auch mal gut. Heute machten wir dann einen Ausflug in die Nähe zur St. Francis Bay. Es gibt dort endlose Strände mit großen Dünen, und am Kap steht ein weiterer Leuchtturm. Direkt daneben liegt eine Pflegestation für verölte oder verletzte Pinguine, die dann wieder aufgepäppelt werden.

StFrancisBay-Strand CapeStFranzis



Zurück an die Küste zur Garden Route

11 01 2012

Vom heißen Hinterland der kleinen Karoo stießen wir bei George auf die bekannte Gardenroute, die sich an der Küste entlangschlängelt und immer einige Grad kühler ist. Hier verkehrte bis vor kurzem auch noch der Outeniqua Chou-Tjoe, ein dampflokgezogener Touristenzug. Das Bild am Dolphin’s Point mit der Eisenbahnbrücke über den Kaaimans River – möglichst noch mit dampfender Lokomotive – zierte eigentlch jeden Bildband über die Gardenroute.

Eisenbahnbrücke Gardenroute-Hinterland

Die jetzige Gardenroute entspricht der N2 – im Wesentlichen eine Küstenautobahn. Wir fuhren möglichst viel auf der alten Straße die auch wieder etwas durch das Hinterland lief. In der Gegend gibt es viel Landwirtschaft, viel Wald und erinnerte auch manchmal an unseren Schwarzwald. Es gibt sogar ein B&B auf dem „Tannenhof“. Wir hielten dann an einem Mini-NP, der sich Big Tree nannte. Es gibt hier aber auch noch einige andere mit dem gleichen Namen. Dort war ein Big Tree zu sehen, genauer gesagt ein etwa 800 Jahre alter Yellowwoodbaum, sowie ein kleiner Waldlehrpfad.

BigTreeNP

Wir sind dann für zwei Nächte in der Yellowwood-Lodge abgestiegen, einem netten viktorianische Häuschen mit entsprechender Einrichtung. Knysna gilt als Touristenzentrum für internationale Gäste, was aber etwas dick aufgetragen scheint. Es gibt dort zwar auch eine Waterfront mit Restaurants und Geschäften wie in Kapstadt und auch den unvermeidlichen Wegweiser, der in alle Welt zeigt – sogar nach Hamburg; aber ansonsten ist in Knysna eher tote Hose.

Knysna-YellowwoodLodge Knysna-Waterfront

Unser Ziel am nächsten Tag war der Robberg NP kurz vor Plettenberg Bay. Auf dem Weg dorthin haben wir natürlich noch am Garden of Eden Halt gemacht – ein Muss bei diesem Namen! Auch das war wieder leicht übertrieben, aber es war auch wieder ein nett gemachter Waldlehrpfad mit ein paar Big Trees. Auf jeden Fall ein netter Ort zum Mittag machen. Hansjörg zeigte sich diesmal auf dem Foto nicht ganz so besitzergreifend wie sonst immer…

Mittag-gardenEden HJ-gardenEden

Schließlich haben wir nach einer Fahrt durch Townships und Alleen mit rotblühenden Bäumen den Robberg NP erreicht.

Township-Knysna Rotbaum

Der Nationalpark ist eine wunderschöne kleine Landzunge mit beeindruckenden Felsen, einer großen Sanddüne, von Frühmenschen besiedelten Höhlen und einer gewaltigen Brandung. Von der einen Seite sieht man auf die Plettenberg Bay, von der anderen auf die durch die Sanddüne verbundene Insel.

Robberg-Plett Robberg-Witsand

Ein abenteuerlicher, steiler Pfad führt um die ganze Halbinsel herum. An einer Stelle sind uns im Meer die vielen Wasserpflanzen aufgefallen, die aus dem Wasser herausschauten. Bei näherem Hinsehen hat sich herausgestellt, dass das hunderte von Robben waren, die dort an unzugänglicher Stelle ihre Kolonie hatten. Aus Zeitgründen haben wir auf halber Strecke eine Abkürzung genommen und sind die Sanddüne zum „Eiland“ hinuntergelaufen.

Robberg-Robben Robberg-Düne

Der Sand war gnadenlos heiß, wenn er zwischen Sandale und Fuß gekommen ist, kochten die Füße. Wir versuchten dann so schnell wie möglich zum kühlenden Wasser zu kommen, wo man aber wegen der Brandung und den Strömungen auch nicht zu weit hinein durfte.

Robberg-Sand Robberg-Eiland

Wir sind dann noch auf das Eiland hinaufgeklettert, wo eine Möwenkolonie am Brüten war. Das macht die Tiere auch nicht friedlicher, wir fuhlten uns fast wie in den bekannten Hitchcockfilm hineinversetzt.

Robberg-Möwen Robberg-Eiland2

Auf dem Rückweg kamen wir dann noch an den Höhlen vorbei, in denen schon vor über 100000 Jahren Menschen gelebt hatten. Der Zutritt war streng verboten, weil dort Grabungen im Gang waren und die Touristen viel zerstören würden. Eine Höhle wurde aber für Besucher hergerichtet und Arbeitsmethoden und Ergebnisse vorgestellt. Dieser Tag hat uns ziemlich ins Schwitzen gebracht, aber der Ausflug hat sich auch wirklich gelohnt.

Robberg-Höhlen Robberg-HjS



Durchs Hinterland des Western Cape

10 01 2012

Von unseren Verwandten hatten wir den Tipp bekommen doch mal etwas durchs Hinterland zu fahren, zumal wir ja die Gardenroute schon vor 18 Jahren gemacht hatten. Also sind wir die Autobahn bis hinter Worcester gefahren und von dort über Nebenstraßen zurück nach Westen. Wir kamen durch sehr unterschiedliche klimatische Gebiete: hinter Paarl begann die fruchtbare Weingegend, die dann ziemlich abrupt in Wüste überging. Hier sind wir dann auch auf die R46 abgebogen, wo wir in sengender Hitze eine Rast einlegten.

Wein Rast R46

Wir fuhren hier auch das erste Stück über Staubpiste – eine Erfahrung, die wir demnächst sicher öfters machen werden. Über Ceres kamen wir dann nach Tulbagh, wo wir auf Empfehlung von Peter und Shelagh übernachteten. Eine sehr schöne Empfehlung! Dieser Ort wurde nach einem Erdbeben 1969 komplett im kapholländischen Stil wieder aufgebaut. Der ganze Ort ist ein einziges Freilichtmuseum mit originalen und nachempfundenen Bauten aus dem 18. Jahrhundert, außerdem steht dort die älteste Kirche Südafrikas. Wir kamen in einem Haus der Cape Dutch Quarters unter; relativ günstig (60 Euro), wunderschön eingerichtet, Schwimmbad, Frühstück im Herrenhaus von edlem Porzellangeschirr – man lebt dort wie in einem Museum.

Staubpiste Tulbagh-BB

TulbaghDächer Tulbagh-Kirche

Etwas weniger pittoresk sind die Siedlungen, in denen vorwiegend Schwarze wohnen und die entweder in der Nähe von Städten liegen oder auch ganz selbständige Orte bilden. Oft bestehen die Hütten aus Holz oder Wellblech, die besseren haben Strom und Warmwasser aus Sonnenernergie. Unsere Fahrt ging weiter auf der Route 62 nach Osten bis Oudtshoorn. Sie war ähnlich wie die bekanntere Route 66 in USA die wichtigste Verbindung zwischen Kapstadt und Port Elisabeth bis die Küstenstraße der Gardenroute gebaut wurde. Hier gibt es auch viele nette Orte mit altem Charme und die anfangs fruchtbare Landschaft mit Zitrusplantagen ändert sich zur typischen (Halb-)wüstenlandschaft der Karoo.

Dorf-schwarz Obst-Montagu

In Oudtshoorn haben wir zwei Tage im „Bisibee“ Rast gemacht, die Stadt ist vor allem als Zentrum der Straußenzucht bekannt. Es kommt einem in Südafrika alles sehr preiswert vor, vor allem wenn man erst vor kurzem Australien finanziell überlebt hat. Für eine komplette Mahlzeit mit feinem Straußensteak und einem Salat mit Strauß und mit einer guten Flasche Wein zahlt man z.B. gerade mal 25 Euro. Kudu-Kebap und Springbock Pfannkuchen kann man auch nur hier bekommen…

KuduKebap Swartberg

Wir machten dann einen Ausflug über die Swartberge nach Prince Albert. Wie überall um Ourdtshoorn lagen auf dem Weg auch einige Straußenfarmen, wo wir an einem Gehege anhielten. Wir konnten beobachten, wie ein frecher Pavian den Straußen das Futter stahl, während Sabine die Strauße ablenkte. Sie hatten einen mächtigen Appetit auf unsere Autoschlüssel entwickelt.

StraussSab StraussSchlüssel

Der Swartberg trennt die kleine Karoo von der großen und es führt eine wilde ungeteerte Straße über den Pass. Eine Herausforderung für unser Auto aber eine wunderschöne Strecke mit spektakulären Ausblicken.

SwartbergPass SwartbergStrasse2

SwartbergRast SwartbergAuto

Wenn man dann Prince Albert erreicht hat, ist man kräftig durchgeschüttelt. Es ist ein nettes recht altes Karoo-Örtchen, das dieses Jahr seinen 250. Geburtstag feiert. Für die Rückfahrt benutzten wir dann die längere aber auch komfortablere – weil geteerte – Strecke erst einmal durch die Wüste. Hier konnten wir sehen, wie sich eine Wolkenwand von der Küste über die Berge schiebt. Es sieht fast aus wie ein Wasserfall.

WüsteWolken Meiringspoort-Affen

Einen echten Wasserfall sahen wir dann noch im Meiringspoort. Das ist die andere Passage durch den Swartberg, aber sie führt durch eine Schlucht, in der das Hochwasser oft große Verwüstungen anrichtet. Hier sitzen gerne verschiedene Affen und betrachten sich die verrückten Menschen, die in ihren Blechkisten durch die Hitze fahren. Den Wasserfall erreicht man nach einer kurzen Wanderung durch einen steilen Weg. Er hat ein tiefes Becken in dem man schön baden kann oder in das man, je nach Mut von unterschiedlichen Höhen hineinspringen kann.

Wasserfall-Meiringspoort MeiringspoortSchlucht



Vom Tafelberg zum Kap der guten Hoffnung

7 01 2012

Die Reise geht weiter! Ein kurzes Intermezzo in Waldshut nutzten wir um Weihnachten bei den Familien zu verbringen, etwas Winterspeck anzusammeln, mal wieder im Schnee zu loipen und allgemein wieder ein Gefühl für Temperaturen um den Gefrierpunkt zu bekommen. So kann man den Januar auf der Südhalbkugel umso mehr genießen 🙂 .Emirates brachte uns über Dubai nach Kapstadt, wobei wir einige der schlimmsten Krisenherde der Welt überquerten: Syrien, Irak, Iran, Somalia und eine Reihe der üblichen afrikanischen Diktaturen.

Dubai Flug

Südafrika ist ja zum Glück relativ stabil, wir sind bei herrlichem Wetter in Kapstadt  gelandet. Eine ganz neue Erfahrung – bis jetzt ist kein Tropfen Regen gefallen und es soll die ganze nächste Woche so schön bleiben. Unsere Unterkunft, „Orange on Rose“ in der Rose Lodge, liegt im Malay Viertel. Es sind lauter quietschebunte Häuschen, die ursprünglich von ehemaligen Sklaven bewohnt wurden und sich ihr tristes Leben durch die bunten Farben verschönert hatten.

OrangeRose Malay

Was auf den ersten Blick auffällt sind die allgegenwärtigen Sicherheitsmaßnahmen. Es gibt kaum ein Haus in Kapstadt, das nicht mit Hinweisen zur „armed response“, Stacheldraht, hohen Mauern o.ä. gesichert wird. Fast die Hälfte der Leute in den Straßen nach Einbruch der Dunkelheit sind Security guards, die Parkplätze, Häuser, Straßenzüge oder auch nur Restaurantbesucher bewachen. Das gibt dem Ganzen etwas Bedrückendes. Und wenn man auch eigentlich kein Gefühl der Bedrohung hätte, wird es einem dadurch geradezu aufgedrängt.

SEcurity ArmedResponse

Aber abgesehen davon ist Kapstadt wirlich wunderschön. Wir machten eine Tour im Red Bus. Das ist eine Stadtrundfahrt mit einem oben abgesägten roten Doppeldeckerbus, der an den interessantesten Punkten hält, wo man aussteigen kann und die Tour mit einem späteren Bus fortsetzen kann. Mit dem Kauf des Tickets erhält man einen Kopfhörer, den man an jedem Sitz einstöpseln kann. So erfährt man in mindestens 15 verschiedenen Sprachen (darunter auch deutsch) wichtige Infos über Kapstadt

RedBus BusTour

Wir stiegen an der Talstation der Gondelbahn zum Tafelberg aus, der sich ganz ohne die übliche Wolkenhaube zeigte. Sabine setzte als Sportprogramm den Aufstieg zu Fuß fest, runter wollten wir dann mit der Gondel fahren.

TafelbergSeilbahn TafelbergAufstieg

Oben angekommen hatten wir einen herrlichen Blick, völlig ungetrübt von den sonst üblichen Wolken. Man konnte schön den Lion’s head sehen, das neue Stadion, Robben Island und auch Paraglider, sowie auf der Rückseite das ganze Küstenpanorama.

BlickTafelberg Paraglide

Das wollten sich viele andere auch nicht entgehen lassen und entsprechend lang war dann die Schlange derjenigen, die die Seilbahn nach unten nehmen wollten. Geschätzte 2 Stunden Wartezeit, die wir nicht hatten, weil wir den letzten Red Bus noch erwischen wollten, der uns wieder zurückbringt. Also haben wir auch den Abstieg in 1.5 Stunden gemacht – Sabine wird noch lange daran denken, weil sie seitdem einen der schlimmsten Muskelkater ihres Lebens hat. Mit dem Bus sind wir dann noch an das Touristenzentrum an die Waterfront gefahren, von wo man einen schönen Blick auf den Tafelberg hat; in dieser ehemaligen Werft gibt es jetzt neben unzähligen Restaurants, Geschäften und Karussels auch eine drehbare Brücke, die bei einer Schiffspassage zur Seite schwenkt.

HafenTafelberg WaterfrontBrücke

Gestern haben wir dann mit unserem Auto – fast neu mit gerade mal 6000 km – einen Ausflug an das Kap der guten Hoffnung gemacht. Bei herrlichem Wetter passierten wir die 12 Apostel – woher der Name kommt weiß man nicht mehr, es sind nämlich 17 Berggipfel. (Die 12 Apostel in Südaustralien sind aber auch keine 12, das wird wohl nicht so genau genommen). Die schöne Küste besticht auch durch runde Granitfelsen, die malerisch im Wasser liegen.

12Apostel KüsteCape

Der bekannte Chapman’s drive bescherte spektakuläre Ausblicke und wir machten auch eine erste Bekanntschaft mit Südafrikas Tierwelt in Form von Baboons, den Pavianen die am Kap leben.

Chapmansrive Baboons

Das Kap selbst liegt im gleichnamigen Nationalpark. Es ist zwar nicht der südlichste Punkt Afrikas, aber hier trifft der kalte Atlantikstrom auf den warmen Indischen Ozean, was oft zu unberechenbaren und stürmischen Wetterverhältnissen führt, die diese Gegend so gefährlich für viele Schiffe machen. Auf dem Cape Point sind zwei Leuchttürme. Der erste von 1860 lag zwar höher, war aber ziemlich uneffektiv, weil er meistens von Wolken umgeben war, deshalb hat man später noch einen zweiten niedrigeren weiter vorne gebaut. Das eigentliche Kap der guten Hoffnung liegt daneben hinter einem Strand.

CapePoint KapGoodHope

Auf der Rückfahrt besuchten wir noch weitere typisch südafrikanischen Tiere. In Simon’s Town beobachteten wir eine Kolonie Pinguine beim Brüten. Zum Abschluss sind wir noch zu unseren Verwandten Peter und Shelagh gefahren und haben zusammen mit ihren Kindern ein schönes Abendessen genossen.

Pinguin