Bei den Verwandten im Gauteng

6 02 2012

Wir kommen zum Schluss unserer ersten Etappe in Südafrika: Gauteng mit Pretoria und Johannesburg, von der Fläche die kleinste, von der Einwohnerzahl die größte Provinz Südafrikas. Hans und Marlene erwarten uns mit einer südafrikanischen Spezialität: Ochsenschwanz. Am nächsten Morgen geht es früh raus, wir besuchen das kleine private Reservat neben der Cullinan-Mine, wo der bisher größte Diamant gefunden wurde. Hans war dort eine Zeit lang der Direktor und ist jetzt noch Mitglied des Clubs, der den Park verwaltet. Es gab wieder viel Tiere zu sehen, neben Gnus, Zebras, Warzenschweinen gab es auch besonders viel Antilopen. Die Säbelantilope sahen wir hier das erste Mal, ein Blick auf die Hörner erklärt den Namen. Es waren auch einige Rhinos unterwegs – eines hatte ein Baby, das wir aber leider nicht zu Gesicht bekamen.

Cul-Säbelbock Cul-Rhino

Dafür sahen wir viele Giraffen. Sie sind sehr reinlich, sie putzen sogar ihre Nase mit der Zunge. Eine ist hier auch vor einiger Zeit gestorben, es liegen nur noch ein Rest vom Fell und einige Knochen herum. Hansjörg ließ es sich nicht nehmen, damit herumzuspielen…

Cul-Giraffe Cul-Giraffenknochen

Der Tag verging schnell, wir mussten auch noch unser Auto abgeben, das uns fast 5 Wochen lang treu begleitete. Das klappte ohne Probleme und am Abend gab es ein feines Rinderfilet vom Grill. Tochter Irene war mit dabei und auch die drei Hunde. Auch ein kleiner Papagei wohnt noch bei Hans und Marlene, der gerne auf seinen Gästen herumklettert.

Hans-Brai

Hans-vogelHj Hans-VogelSab

Am nächsten Morgen gingen wir die „Wiege der Menschheit“ besuchen; im Dolomit/Kalk-Gürtel bei Sterkfontain gibt es viele Höhlen, die für ihre Fundstellen von fossilen Skeletten bekannt sind. Besonders bekannt sind sie für Teile früher Hominiden, momentan wir das fast vollständige Skelett des etwa 3 Millionen Jahre alten Australopithecus „Little Foot“ ausgegraben. Die armen Kreturen fielen zu Lebzeiten durch oberflächlich fast unsichtbare Löcher in die Höhle, wo sie dann starben und im Laufe der Zeit versteinerten. Die versteinerten Knochen müssen dann mühsam aus der Brekzie herauspräpariert werden.

Sterk-Höhle Sterk-Breckzie

Wir trafen uns dort mit Tochter Ingrid und besuchten dann gemeinsam das dazugehörige Museum Marupeng. Die Ausstellung ist ziemlich modern und pädagogisch gestaltet und neben anthropologischen werden auch allgemeinere und politische Gesichtspunkte erört.Auf dem Foto kann man die Entwicklung der frühesten Menschen bis hin zum Hansjörg nachverfolgen 😉

Sterk-Familie Sterk-Vormenschen

Am nächsten Morgen holte uns Antje ab und brachte uns zu ihrem Haus in Johannesburg. Sie hatte für uns eine Tour durch Soweto gebucht, die sehr interessant war. Vor allem war Soweto (South West Township) ziemlich anders, als wir es uns vorgestellt hatten. In unserer Vorstellung war es ein Hort der Gewalt, in dem einem die Kugeln um die Ohren fliegen, was wir gesehen hatten, war ein netter Vorort mit ein paar Verkaufsständen für Touristen (beides leicht übertrieben, aber die Richtung stimmt…)

Soweto Soweto-RDP

Ursprünglich als Siedlung für die Minenarbeiter gebaut wurden im Zuge der Apartheit die Schwarzen aus Johannesburg hierhin vertrieben. Die Bessergestellten bauten sich hier schmucke Villen, die Ärmeren wohnen in Wellblechhütten, wie es sie in den Townships um alle größeren Städte gibt. Regierungsseitig wurden viele sogenannte RDP-Häuser gebaut, die zwar einfach sind, aber den Bewohnern kostenlos auf Lebenszeit überlassen werden – und ohne dass sie sie verkaufen können. Hier wohnen etwa 4 Millionen Menschen, es gibt hier die größte Klinik der Welt mit kostenloser Behandlung. Wir besuchtenn dann mit persönlichem Guide eine Familie, die zu sechst in einer solchen Wellblechhütte wohnte. Anschließend gab es die Möglichkeit, selbst erzeugte Kunstgegenstände zu erwerben…

Soweto-Haus Soweto-Waesche2

Zu jeder Hütte gibt es ein betoniertes Klohäuschenm und pro Quartier ein Wasserhahn mi sauberem Wasser, wo auch Wäsche gewaschen wird. Eingekauft wird auf dem großen Marktplatz am Walter Sisulu Square, wo Touristen auch selbsterzeugte Kunstgegenstände erwerben können.

Soweto-Waesche2 Soweto-SisuluSqr

Es gibt auch noch die Villen von Winnie Mandela, Desmond Tutu, Walter Sisulu, Nelson Mandela zu bestaunenen, sowie z.T. die entsprechenden Museen und Cafes zu besuchen. Ein Besuch des Museums und der Gedenkstätte zu den Ereignissen im Juni 1976 gehörte auch dazu, als die Aufstände gegen die Einführung der Unterrichtssprache Afrikaans in der Schule hier ihren Anfang nahmen. Außerdem gab es die Möglichkeit, selbsterzeugte Kunstgegebstände zu erwerben.

Soweto-Gedenkstätte Soweto-Stand

Zum Abschluss besuchten wir noch ein shag, eine der früher illegalen Kneipen, in denen selbstgebrautes Bier verkauft wurde. Es ist schwach – 1.5 % Alkohol – aber sehr gehaltvoll und sättigend. Wir probierten es aus der traditionellen Tonschale, der Geschmack erinnert ein wenig an Apfelmost und man muss sich erst an ihn gewöhnen, bevor man es genießen kann. Ein Körperkünstler zeigte dann noch, was alles passieren kann, wenn man zuviel von dem Bier getrunken hat (Motto: Don’t drink and walk)

Sow-Bier-Sab Soweto-Shag