Aus Aus heraus nach Lüderitz

17 02 2012

Unser nächstes Ziel war Aus, genauer gesagt Klein-Aus Vista. In Aus gibt es nicht viel außer dem Bahnhof-Hotel, so gingen wir zum Campingplatz Klein-Aus Vista. Wir machten den schönen Sunset-Trail durch imposante Granitberge mit schöner Aussicht auf die Wüste Richtung Küste.

KleinAus-Vista Aus-SunsetTrail

Die Gegend hier ist sehr geschichtsträchtig, hier war die Endstation der ersten Eisenbahnstrecke nach Lüderitz, hier fanden im ersten Weltkrieg die entscheidenden Kämpfe mit den Südafrikanern statt (die Stellungen kann man auf dem Schutztruppe-Trail noch besichtigen) und hier sind auch die wilden Pferde von Garub zu finden, die in den Kriegswirren ausgebrochen sind und seitdem hier wild leben. Die Fahrt nach Lüderitz ist ein wenig eintönig, 120 km neben der alten Bahnstrecke entlang. Von den 1400 m Gefälle merkt man eigentlich nichts, die einzige Abwechslung sind die alten verfallenden Bahnwärterhäuschen. Die Eisenbahnstrecke wurde 1905 in nur 7 Monaten neu gebaut und wird jetzt seit 10 Jahren modernisiert, um das Zinkerz von Rosh Pinah über Aus nach Lüderitz zu bringen, allerdings ohne dass eine Ende der Renovierung abzusehen ist…

Garub-WildesPferd Garub-Bahnstationshaus

Lüderitz macht auf Deutsche einen recht seltsamen Eindruck: Es sieht aus wie eine deutsche Stadt um die vorletzte Jahrhundertwende, Baustil, Straßenschilder, Beschriftungen, alles kennt man eigentlich von zu Hause.

Lüderitz-Felsenkirche Lüderitz-LeseTurnhalle

Allerdings sieht man kaum einen Weißen auf der Straße oder hört gar etwas Deutsches. Es ist trotzdem eine angenehme, bunte Kleinstadt. Es war auch nicht besonders heiß, ist nur ziemlich windig. Am wunderschön gelegenen Campingplatz auf der Haifischinsel mussten wir unser Auto deshalb im Windschatten der Waschräume abstellen.

Lüderitz-Kapps Lüderitz-Campingblick

Wir machten noch einen Ausflug zum Leuchtturm am Diaz Point, wo bereits im 15. Jahrhundert Bartolomeu Diaz das ganze Gebiet unter die portugiesische Krone gestellt hatte und dazu ein Kreuz errichtete. Hier gab es auch einen Campingplatz, aber es war noch viel windiger und abgelegener. Neben der Straße waren überall Warnschilder aufgestellt, die harte Strafen für diejenigen ankündigten, die die Straße verlassen und das Sperrgebiet betreten.

Diaz-Leuchtturm-Camping Sperrgebiet-Warnung

Alles südlich der Straße Aus-Lüderitz ist Diamantensperrgebiet, die auch jetzt noch hier gefunden werden (hauptsächlich aber ganz im Süden und im Meer). Das wurde eingerichtet, als 1908 der Bahnstreckenwärter August Stauch – bzw. einer seiner Angestellten – hier Diamanten in der Wüste gefunden hatte. Im Zuge des Diamantenrausches entstanden hier einige Minenstädte, deren bekannteste Kolmannskuppe war und jetzt die weltberühmte Geisterstadt Kolmanskop ist. Die Blütezeit war von 1908 bis in die Zwanzigerjahre, sie wurde aber aufgegeben, als die Gegend hier leergesucht war und das Diamantenzentrum sich nach Oranjemund verlagerte. Die Leute zogen aus, und die Stadt wurde der Wüste überlassen, ja sie durfte nicht mehr betreten werden, weil sie eben im Sperrgebiet lag.

Kolmanskop-aussen Kolmanskop-Villa

Seit einigen Jahren darf ein Teil besichtigt werden und ist die Haupttouristenattraktion von Lüderitz. Wir haben uns also einen permit geholt, mit dem man eine Führung bekam und sich danach die Ruinen auf eigene Faust bis 13 Uhr anschauen darf. Ein tolles Erlebnis! Führungen gab es auf Deutsch und Englisch, wir waren die einzigen bei der deutschen Führung – beim Frühtermin war es umgekehrt. Die kleine Stadt war sehr reich, alles, auch die Baustoffe wurden direkt aus Deutschland importiert. Kolmannskuppe hatte für die Bewohner allen erdenklichen Luxus zu bieten, damit auch die besten Leute herkamen und sich wohlfühlten – das ist ja auch heute noch so in den Trendberufen, wenn man gute Leute bekommen bzw. halten will. So gab es als erste Stadt in der Kolonie Elektrizität für alle, gratis Stangeneis und Trinkwasser, eine kleine Straßenbahn hielt vor jedem Haus und lieferte die Einkäufe, es gab das modernste Krankenhaus mit dem besten Personal und dem ersten Röntgenapparat auf der Südhalbkugel.

Kolmanskop-Strassenbahn Kolmanskop-Schienen

Kolmanskop-Krankenhaus Kolmanskop-Veranda

Es gab eine Eisfabrik, eine Kühlhalle, Metzgerei, Bäckerei, Läden, eine Schule, eine Messe mit Restaurants, Kegelbahn, Sektbar, Turn- und Stadthalle, und das für etwa 300 Einwohner. Viele Häuser sind noch in einem recht guten Zustand, obwohl sie schon seit 70 Jahren leer stehen und vom Sand verschluckt werden; trotz der oft drückenden Hitze ist es in ihnen immer noch kühl.

Kolmanskop-Eisfabrik Kolmanskop-Zimmer1

Kolmanskop-Zimmer Kolmanskop-Zimmer-Eisschrank

Kolmanskop-ZimmerSand Kolmanskop-Zimmer2

Das Messegebäude und die Wohnung des Ladenbesitzers wurden wieder hergerichtet und mit Möbeln eingerichtet, ein weiteres leeres Gebäude wird renoviert, und der Rest wird sich selbst überlassen. Das Messegebäude mit Turnhalle und Kegelbahn ist in sehr gutem Zustand, das Restaurant ist während der Besuchszeiten in Betrieb, und wir sahen dort sehr interessante Ausstellungen über die Geschichte und gescheiterte Versuche von Diamantenschmuggel aus dem Sperrgebiet. Kolmanskop ist ein sehr spannendes Freiluftmuseum, das einen das Leben in einer modernen Stadt vor etwas hundert Jahren gut nachempfinden lässt.

Kolmanskop-Kegelbahn Kolmanskop-Villas

Kolmanskop-Turnhalle Kolmanskop-Diamantenschmuggel



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1 Antwort zu “Aus Aus heraus nach Lüderitz”

  • Kati sagt:

    Hi,ihr Beiden,
    interresant anzuschauen und zu lesen. Sabine, hast du nicht gleich Lust bekommen auf den so schönen alten „Vater Jahn Turngeräten“ rumzuturnen?
    Und was ist mit dem Foto, was ich eigentlich von euch erwartet habe…., denn was es dort geben soll, ist echter deutscher Kuchen z.Bsp.auch Schwarzwälder Kirschtorte. Schon gesehen und probiert? Wollt mal wissen, ob der dort schmeckt….Habe das in einem Diavortrag über Namibia voriges Jahr gehört und dazu Bilder gesehen.
    Weiterhin viel Spaß auf eurer Entdeckerreise.
    Viele Grüße,
    Kati

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