Von den blauen Bergen kommen wir – nach Sydney

8 11 2011

So, unsere letzte Etappe hat begonnen – wir sind auf dem Pacific Highway so schnell wie möglich nach Sydney gefahren, damit wir noch rechtzeitig einen Campingplatz Richtung Blue Mountains beziehen können. Dabei mussten wir sehr darauf achten, dass wir nicht auf einen mautpflichtigen Autobahnabschnitt kamen. Nicht dass uns das Geld reute, Barzahlung, Vignette, alles wäre kein Problem. Aber es gibt auf einigen Strecken ausschließlich elektronische Registrierung, wozu man sich für kurzzeitige Nutztung im Internet anmelden muss und angeben muss, wann man welches Teilstück zu fahren gedenkt. Dazu gibt es nur spärliche, z.T.widersprüchliche Infos, welche Abschnitte mautpflichtig sind, und welche man bar bezahlen kann 🙁 . Kein Wunder, dass wir es nicht geschafft haben, bis 6 Uhr den ausgesuchten Caravanpark in Emu Plains zu finden. Er war natürlich gegen 7 Uhr geschlossen, Bäder mit Code gesichert und ein „No vacancy“ Schild vor der Schranke platziert. Leider ist die im übrigen Australien ausgezeichnete BBQ-Kultur mit großzügigen WC-Anlagen, Grillstellen, Parks etc. in der Umgebung von Sydney kaum vorhanden. Immerhin hatten trotz Samstag einige Geschäfte bis 10 Uhr abends offen und wir konnten uns im Pizza-Hut noch eine Pizza holen. Wir haben dann deshalb auch das erste Mal richtig wild gecampt, indem wir eine Straße Richtung Blue Mountains gefahren sind, die dann gesperrt war und einen schönen Stellplatz für den Camper gebildet hat. Am nächsten Morgen haben wir dann gesehen, dass dies das bevorzugte Frühsport- und Hundeausführgebiet von Emu Plains war, aber haben dann trotzdem zwischen schwitzenden Joggern und kläffenden Hunden fröhlich gefrühstückt.

EmuPlains LennoxBridge

So sind wir dann wenigstens einigermaßen früh in die Blue Mountains gekommen. Leider hatten wir uns am Anfang in Glenbrook etwas verzettelt und fast 2 Stunden bei unspektakulären Pools und auf Staubpisten verbracht auf der Suche nach irgendeinem von drei Lookouts, von denen man besonders gut nach Sydney hätte sehen können. Schließlich sind wir an der gesperrten Mitchellpassstraße gelandet, von wo aus man in einem 1.5-stündigen Fußmarsch den Lookout hätte erreichen können. Es hat sich dann herausgestellt, dass dies das andere Ende der gesperrten Straße war, an der wir übernachtet hatten. Immerhin konnten wir so die älteste Steinbrücke Australiens sehen, die auch seinerzeit den ersten Übergang über die Blue Mountains ermöglichte.

BlueM BM-Sabine

Wir haben uns dann über die Wenworth Falls, bis Leura und Katoomba vorgearbeitet, wo es überall wirklich beeindruckende Wasserfälle, Klippen und Felsformationen zu sehen gab. Auch dsas Örtchen Leura war ganz nett anzusehen. Gerne hätten wir noch einige Walks gemacht oder wenigstens die Runde über Lithgow und North Richmond fortgesetzt.

3Sisters Leura-husband

Leider drängte die Zeit, denn um 4 Uhr mussten wir spätestens zurückfahren um bis um 6 Uhr noch einen der 3 Campingplätze im Stadtgebiet von Sydney zu erreichen. Der eine Platz, den wir dann gefunden hatten, hat zwar schon um 17.30 Uhr zugemacht, aber wir konnten dann den Besitzer noch herausklingeln, der uns gegen bescheidene 45 $ Zugriff auf eine Original 60er Jahre Infrastruktur gewährt hatte: alles original, nichts ersetzt oder gar repariert.

BotGarten Oper

Weil wir sowieso keine ander Wahl hatten, sind wir nochmal eine Nacht geblieben und haben uns heute Sydney angeschaut. Es ist eigentlich ganz nett, besonders die oft sichtbaren und abrupten Gegensätze von alt und neu. Wir waren im Botanischen Garten, an der Oper, in der Alt- und in der Neustadt und haben auch die Brücke im Schiff unterquert. Dazu kam, dass wir diesmal einigermaßen Glück mit dem Wetter hatten. Es war die letzten 2 Tage hier zum ersten Mal seit langem warm und es hat heute erst am Nachmittag angefangen zu regnen.

AltNeu Taxi

Brücke

Überhaupt schien Sydney doch recht anders als das restliche Australien zu sein, sowohl von der angenehmen, als auch von der unangenehmen Seite: Die vorher schon erwähnten Öffnungszeiten kamen uns natürlich entgegen, die Menschen – besonders die Frauen waren im Schnitt auch etwas hübscher und sportlicher als im restlichen Australien. Dafür gibt es hier aber viel mehr Dreck und Schmierereien, Abfall liegt herum, alles Sachen, die wir sonst nicht gesehen haben. Allgemein hat man von ganz Australien eher den Eindruck, im Preußen des 19 Jahrhunderts zu sein, als im freien wilden Land jenseits der Ozeane: Es gibt Unmengen von Geboten und Verboten, die auch penibel eingehalten werden samt den dazu passenden Schildern, alle warten bei Rot an der Fußgängerampel, alle kaufen sich Parkscheine – richtig spießig. Der offenkundliche Unterschied ist, dass in Australien auch alle Leute ungeheuer kommunikativ, freundlich, herzlich und hilfsbereit sind. So gesehen ist es ein sehr schönes und angenehmes Land.

Das war’s jetzt vorerst mit Australien, morgen geht es weiter nach Neu-Kaledonien, vorher müssen wir noch unseren treuen Camper zurückgeben, der uns bei fast 5500km keinerlei Probleme gemacht hatte. Einen letzten Gruß hat uns Australien noch auf dem Rollfeld mitgegeben: Wegen Sturzregen und Unwetter konnte unser Flieger nicht starten und hob erst mit einstündiger Verspätung ab.